Des einen Freud, des anderen Leid! - Unser ältestes Wildgemüse und Zipperleinkraut (lat. Aegopodium podagraria)
Giersch gehört zur Familie der Doldenblütengewächse und erreicht eine Wuchshöhe von 30 bis 100 cm. Er verbreitet sich durch Rhizome, was ihn sehr umtriebig macht und manchem Gärtner/mancher Gärtnerin bei dem Versuch, ihn aus dem Garten zu verbannen, den Schweiß auf die Stirn bringt. Die weißen Wurzeln sind schnell brüchig und sorgen für stetige Ausbreitung.
Warum also gegen den Giersch ankämpfen? Besser: Aufessen! Und weil er auf nährstoffreichem Boden im Schatten und Halbschatten sehr wuchsfreudig ist, ist der Ertrag auch beachtlich!
Beim Giersch merke ich mir die "Drei": Der kahle Stängel ist kantig-gefurcht. Seine langen dreieckigen Blattstiele teilen sich oben in drei Ästchen und dann nochmals in zwei oder drei kleinere Abschnitte, an denen die ovalen, haarlosen Fiederblätter sitzen.
(Achtung: Es besteht Verwechslungsgefahr mit anderen giftigen Doldenblütlern! Nur sammeln, was du kennst!)
Der Geißfuß, wie der Giersch vielerorts umgansprachlich ebenfalls genannt wird, ist neben der Brennnessel eines unserer ältesten und nahrhaftesten Wildgemüse.
Er ist Bestandteil der Gründonnerstagssuppe, welche aus neunerlei Kräutern bestehen soll.
Seine Zubereitung ist mannigfaltig, ob nun die frischen jungen Blätter oder die Blütendolden, ob frisch aus dem Garten oder getrocknet aus dem Stoffbeutel: Der Giersch ist ein echtes Multitalent! Und nebenbei ein volkstümliches Mittel gegen Gicht (Podagra = Gicht).
Frische, ältere oder bereits getrocknete Blätter können als Petersielienersatz Gemüsegerichte, Aufläufe und Suppen aromatisieren. Sie eignen sich als Hackkräutermischung in Brotlaiben oder Bratlingen.
Junge, noch gefaltete Blätter sind lecker im Salat mit anderen Wildkräutern und Radischen gemischt und. Die Stiele sind noch zart und werden mitgegessen.
Mit Brennnesseln gekocht geben die gefiederten Blätter einen köstlichen Spinatersatz.
Aus den Blütendolden lassen sich aufgrund ihres süßlichen, leicht scharfem Aromas ein Wildpflanzensalz, Kräuteröl oder auch -essig, aber auch Wildpflanzenlimonade und Bowlen herstellen.
Die jungen Blätter werden langsam im Schatten getrocknet und in Papiertüten oder Stoffbeuteln aufbewahrt.
Auch die Samen der Doldenblüten lassen sich trocknen und als Würze einsetzen.
Durch Herstellung eines Auszuges (Essig oder Öl) oder als Kräutersalz lässt sich der Giersch ebenfalls konservieren.
Reichlich Vitamin A und C, Mineralien (u.a. Kalium, Magnesium, Phosphor, Silizium), Kaffeesäure und etwas ätherisches Öl sind es unter anderem, was den Giersch als Supergemüse im Frühling auszeichnet.
Wer einmal in der Natur unterwegs ist und von einem Insekt gestochen wird, kann das frisch zerquetschte Kraut äußerlich auf die Stelle legen, um ein Anschwellen zu reduzieren oder gar zu verhindern. Wichtig ist, dass der Giersch sicher bestimmt werden kann.
Quellenangabe: Die Kräuter in meinem Garten, Hirsch/Grünberger; Essbare Wildpflanzen, Fleischhauer/Guthmann/Spiegelberger
Zutaten:
ca. 15 Blütendolden vom Giersch
ca. 1/4 l helles Bier
240 g Mehl
1 Eigelb
1 Eiweiß
1 TL Rapsöl
1 Prise Salz (Alternativ: 1 EL Zucker - süße Variante)
1 Prise Muskatnuss
Pflanzenfett zum Ausbacken in der Pfanne
Zubereitung:
Bier, Eigelb, Salz und Muskatnuss verrühren.
Das Mehl löffelweise druntermischen und das Öl einarbeiten, so das ein dickflüssiger Teig entsteht.
Das Eiweiß steif schlagen und unter den Teig ziehen.
Die Blütendolden einzeln durch den Teig ziehen, dass sie gut umhüllt sind und sofort im heißen Fett ausbacken.
Auf einem Küchenkrepp abtropfen lassen.
Tipp: Dazu passt Löwenzahnsirup. Schmeckt auch lecker als Suppeneinlage!